Connect with us

Allgemein

Drehbuch schreiben

Avatar

Veröffentlicht

auf

Zusammen mit einem guten Freund bereisen Sie ferne Länder, erleben Abenteuer, verlieben sich, entlieben sich, werden in Kriminalfälle verwickelt und finden sich mitten in einem Agententhriller wieder – ein Buch schickt Sie auf Reisen und ist Kopfkino vom Feinsten. Kein Wunder, dass so viele literarische Werke verfilmt werden. Denn im Film werden Sie noch einmal auf eine ganz andere Art und Weise in die Fantasiewelten versetzt. Zwischen Buch und Film steht das Drehbuch. Und oft gibt es nur ein Drehbuch, ohne eine literarische Vorlage. Das Drehbuch steht am Anfang eines jeden Films und jeder Serie.

Wie lang oder ausführlich ein Drehbuch ist, kann variieren. Aber es gibt immer die Handlung vor, enthält die Dialoge des Endwerks und zeigt den dramaturgischen Spannungsbogen auf. Das Drehbuch ist an eine bestimmte Schreibweise gebunden, die Formatierung ist vorgeschrieben. Wie kommen Sie nun von der Idee zu einem dramaturgisch-spannenden und interessanten Film?

Zuerst kommt die Idee

Bevor Sie sich ans Schreiben machen, benötigen Sie natürlich eine Idee. Die Filmidee entwickeln Sie Schritt für Schritt weiter zu einer Geschichte, Story genannt. Wenn die Story steht, können Sie sich an das Schreiben des Drehbuchs machen – vorher ist das noch sinnlos. Wir gehen hier davon aus, dass Sie eine Idee haben oder bereits wissen, wie Sie eine Idee entwickeln. Dafür gibt es zahlreiche Tipps und Tricks, Sie müssen sich also nicht darauf verlassen, dass Sie irgendwann einmal einfach so von der Muse geküsst werden.

Was macht eine gute Story aus?

Zu einer guten Story gehört eine klare Intention. Die Story verläuft zielgerichtet – aber nicht ohne ein paar spannende Wendepunkte. Ganz egal, wie viele Wendepunkte, Twists und Turns Sie einbauen, Sie dürfen nie die klare Aussage aus dem Blick verlieren. Den dramaturgischen Spannungsbogen legen Sie ebenfalls schon vor dem Schreiben fest. Arbeiten Sie gründlich, das zahlt sich später aus. Sie entwickeln Ihre Story entlang von Fragen. Anders ausgedrückt: können Sie die folgenden Fragen beantworten, haben Sie die Grundzüge Ihrer Story bereits festgelegt und können schreiben. Die Fragen sind bewusst in der hier wiedergegebenen Reihenfolge gewählt:
– Was ist die Handlung Ihrer Geschichte?
– Welche Charaktere kommen vor und was macht sie interessant?
– Wo genau fängt der Film an?
– Wo genau endet der Film? (Diese beiden Fragen beziehen sich auf das gesamte Setting, also Ort und Zeit sowie die Gesamtsituation.)
– Wann kommt es zu einem Wendepunkt in der Geschichte? (Wo genau sind die Plot-Points zu sehen?)
– Benennen Sie den roten Faden der Geschichte, den Spannungsbogen, in wenigen Punkten!
– Was sagt der Film aus?
– Wer soll den Film sehen? (Benennen Sie die Zielgruppe so genau wie möglich.)
– Können Sie das Projekt realisieren? (Ist der Film umsetzbar?)

Entlang der Antworten dieser Fragen können Sie die Geschichte schon zusammenfassend aufschreiben. Diese Zusammenfassung formulieren Sie in Form eines sogenannten Exposés. Das Exposé ist in der Regel ein paar Seiten lang und enthält die Handlung des Films, ohne die Dialoge wiederzugeben.

Sie nutzen das Exposé vielleicht schon, um sich konstruktive Kritik einzuholen. Wo hat die Geschichte Schwächen, was sind die Stärken der Story? Vielleicht können Sie alles noch einmal überarbeiten, um die Stärken Ihrer Geschichte noch stärker herauszustellen und die Schwächen zu eliminieren? Das eigentliche Schreiben des Drehbuchs beginnt erst danach.

Idee, Handlung, Umsetzung: Was gehört in ein Drehbuch?

Neben dem Handlungsverlauf der Geschichte enthält ein Drehbuch natürlich alle Dialoge sowie die Orts- und Zeitangaben für den Film. Aber das schreiben Sie natürlich nicht einfach nur irgendwie auf ein Stück Papier, es gehört mehr dazu. Die Geschichte muss so umgesetzt sein, dass sie erstens leicht verständlich ist und zweitens auch noch angenehm zu lesen sein wird. Klingt kompliziert? Mitnichten. Gewöhnen Sie sich an den Gedanken, dass ein Drehbuch auf jeden Fall schon sehr umfangreich ist. Idealerweise beginnen Sie mit der Formatierung.

Wie formatiert man ein Drehbuch?

Die Formatierung ist wichtig, damit das Drehbuch gut zu lesen ist. Wer das Drehbuch liest, muss außerdem abschätzen können, wie sich das später im Film alles umsetzen lässt. Im Idealfall entspricht eine Seite des Drehbuchs später etwa einer Minute im Film. Diese Formatierungen sind typisch:
– Schriftart Courier
– Schriftgröße 12
– auf den Millimeter genau abgestimmte Seitenränder und Einschübe.

Die Formatierung wird einfach, wenn Sie eine spezielle Software für das Schreiben Ihres Drehbuchs benutzen. Kostenlos steht das Programm Celtx zur Verfügung, aber es gibt natürlich auch andere Möglichkeiten.

Sie beginnen mit der Szenenüberschrift. Die Szenenüberschrift legt dar, wann und wo genau die Handlung spielt. Eine mögliche Überschrift ist also AUSSEN – WEINBERG – ABENDDÄMMERUNG. Die Szenenüberschrift ist immer dreiteilig, und sie wird grundsätzlich groß geschrieben. Dreiteilig? Diese Fragen beantwortet die Szenenüberschrift:
– Findet die Szene im Innenraum oder draußen statt (INNEN oder AUSSEN)?
– Wo genau findet die Szene statt?
– Wann spielt die Szene (grobe Tageszeit reicht aus)?

Ist die Szenenüberschrift festgelegt, schreiben Sie die eigentliche Handlung. Und zwar muss die Handlung kurz, sehr prägnant und vor allem ohne überflüssige Beschreibungen wiedergegeben werden. Sie schreiben im Präsens, also in der Gegenwartsform. Tritt eine Person zum ersten Mal in der Handlungsbeschreibung auf, wird sie in Großbuchstaben geschrieben. Das sieht dann so aus:
Der WINZER und SEINE FRAU gehen durch die Rebreihen des Weinbergs und begutachten die Trauben. Kopfschüttelnd gehen sie immer weiter. Ein UNBEKANNTER kommt hinzu, ein gestenreicher Wortstreit wird ausgetragen. Der Winzer und seine Frau verlassen den Weinberg.

Die Charaktere ausgestalten

Nur beim ersten Auftreten in der Handlung werden die Charaktere in Großbuchstaben geschrieben, danach folgen Sie den normalen Regeln der Rechtschreibung. Hauptcharaktere beschreiben Sie beim erstmaligen Auftreten in ein bis zwei Sätzen (im obigen Beispiel ist das nicht geschehen). Die Beschreibung beschränkt sich auf die für die Story wirklich relevanten Dinge. Alles Unnötige lassen Sie erst einmal weg.

Statisten und Nebendarsteller treten manchmal ohne Namen auf, dann werden diese Charaktere entweder beschrieben oder mit einer Nummer versehen. Auch diese Figuren schreiben Sie beim ersten Auftritt in Großbuchstaben. Beschreibungen bestehen hier aus Adjektiven. Achten Sie darauf, keine endlosen Reihen von Adjektiven zur Beschreibung aneinanderzureihen, sondern sich auf die für die Story wesentlichen Eigenschaften zu beschränken.

Ein Drehbuch besteht zu einem großen Teil aus Dialogen

Filme bestehen nicht erst seit Erfindung der Tontechnik aus Dialogen – schon die Stummfilme früherer Zeiten lebten aus gestenreicher Kommunikation. Das sagt Ihnen bereits, wie hoch der Stellenwert guter Dialoge auch heute noch bei Filmen ist. Formulieren Sie Ihre Dialoge realistisch und so, dass sie auf die jeweiligen Charaktere passen. Niemand würde ernsthaft einen Satz wie „Schnell, wir müssen den Kerl umbringen!“ ausrufen … Dialoge, die so klingen, sind erst einmal amateurhaft. Jeder Dialog besteht aus drei Teilen: Am Anfang steht der Name des Sprechers oder der Sprecherin in Großbuchstaben. In einer zweiten Zeile schreiben Sie in Klammern, wie genau der Dialog gesprochen wird. In der dritten Zeile beginnt dann der eigentliche Dialog.

Anweisungen für Regie und Kamera nicht vergessen!

Eigentlich haben diese Anweisungen im Drehbuch nichts verloren, aber in Ausnahmefällen müssen Sie Szenen eben doch dramaturgisch beschreiben. Dafür benötigen Sie Fachausdrücke. Das gilt genauso für Szenenübergänge.

Und damit haben Sie die wichtigsten Schritte für das Schreiben eines Drehbuchs bereits verinnerlicht. Schauen Sie sich vor dem Schreiben doch einfach ein paar Beispiele für typisch aufgebaute Drehbuchseiten im Internet an. Dort finden Sie auch noch mehr Tipps, wie Sie eine spannende Dramaturgie entwickeln. Vielleicht wollen Sie auch noch lernen, wie Sie interessante Charaktere ausgestalten? Vergessen Sie nicht: Das Wichtigste für das Schreiben eines Drehbuchs ist die Vorarbeit. Ohne Recherche kommen Sie nicht aus!

Michael Weidner hat Germanistik studiert und veröffentlicht auf Formulieren.de nützliche Artikel und Ratgeber rund um das Thema Bildung, Karriere und deutsche Texterstellung. Seine Leidenschaft ist das Schreiben und dieses Wissen gibt er gerne weiter.

Klicken Sie, um zu kommentieren

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert