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Motivationsschreiben verfassen

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Im Zuge einer Bewerbung verlangen Universitäten, Stiftungen und Stipendien meistens ein Motivationsschreiben. Auch manche Arbeitgeber und Praktikumsstellen fragen danach. In diesem Zusammenhang ist oft von der sogenannten „Dritten Seite“ die Rede. Rein formal gelten für das Motivationsschreiben zumeist die gleichen Anforderungen wie für den restlichen Teil der Bewerbungsmappe. Hinsichtlich Inhalt und Aufbau gibt es gleichfalls einige Besonderheiten.

1. Welchen Zweck erfüllt ein Motivationsschreiben?

Ein Motivationsschreiben erfüllt zweierlei Zweck. Zum einen ermöglicht es Ihnen, sich von einem breiten Bewerberfeld abzusetzen. Lebenslauf und Anlagen erlauben zumeist nur einen oberflächlichen Eindruck von einem Bewerber. Werdegang und Qualifikationen lassen diverse Rückschlüsse über Sie zu. Mit einem Motivationsschreiben können Sie jedoch ein aussagekräftigeres Bild von sich selbst und Ihren Beweggründen zeichnen. Wie der Name bereits nahe legt, können Sie im Rahmen dieses Schreibens ausführen, welche Motivation Sie zu der jeweiligen Bewerbung veranlasst hat und welche Ziele Sie damit verfolgen. Es bietet Ihnen die Möglichkeit, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Zum anderen erlaubt es dem Empfänger Ihrer Bewerbung, sich ein genaueres Bild von Ihnen und Ihrer Eignung zu verschaffen. Vor allem Studenten verfügen noch über wenige aussagekräftige Unterlagen, welche es erlauben würden, ihre Eignung abseits von reinen Noten zu beurteilen. Daher werden Motivationsschreiben im akademischen Umfeld häufiger angefordert. In kreativen Berufen erhält der Arbeitgeber zudem einen ersten kleinen Einblick in Ihre Arbeitsweise.

2. Wofür wird ein Motivationsschreiben benötigt?

Ob ein Motivationsschreiben notwendig ist und welchen inhaltlichen Schwerpunkt es haben muss, hängt entscheidend davon ab, wofür Sie sich bewerben. Vor allem für Universitäten, Stipendien und Stiftungen wird meist ein solches Schreiben benötigt. Bei der Bewerbung für einen Arbeitsplatz wird hingegen seltener nach einem Motivationsschreiben gefragt.

Wichtig ist hierbei die Unterscheidung zwischen einem Motivationsschreiben und einem Bewerbungsschreiben. Bei Letzterem handelt es sich um das klassische Anschreiben in einer Bewerbung. Manche Personaler verwenden den Begriff Motivationsschreiben jedoch als Synonym für das Anschreiben. Der Hintergrund ist, dass in diesem keine reine Nacherzählung des Lebenslaufs gewünscht wird. Stattdessen sollen Bewerber dort bereits mehr über Ihre eigene Motivation schreiben.

Das eigentliche Motivationsschreiben ist jedoch getrennt hiervon zu betrachten. Falls es explizit von einer Stelle verlangt wird, ist zumeist von „vollständigen Bewerbungsanlagen mit zusätzlichem Motivationsschreiben“ die Rede.

3. Aufbau eines Motivationsschreibens

3.1 Inhalt

Um beurteilen zu können, welchen Inhalt Ihr Motivationsschreiben haben muss, sollten Sie prüfen, welche Aufgabe das Schreiben erfüllen soll. Abhängig von der Stelle, für die Sie sich bewerben, liegt der Schwerpunkt entweder auf einem aussagekräftigen Kurzprofil oder der jeweiligen Motivation.

Kurzprofil

Ein Motivationsschreiben kann als eine Art Zusammenfassung Ihrer bisherigen Laufbahn und aller erlernten Fähigkeiten dienen. Viele dieser Informationen lassen sich auch dem Lebenslauf und den Anlagen entnehmen. Im Rahmen des Schreibens können Sie jedoch einen Zusammenhang zwischen Ihren vorherigen Stellen und Erfahrungen herstellen und diese neu kontextualisieren. Hier bietet sich Ihnen auch die Möglichkeit, Fähigkeiten, welche Sie außerhalb Ihrer schulischen und beruflichen Laufbahn erworben haben, hervorzuheben. Auch Kenntnisse, die nicht unmittelbar etwas mit der Stelle zu tun haben, können Erwähnung finden. Sie können hierdurch beispielsweise Ihre Vielseitigkeit und Ihren Willen, Neues zu erlernen, herausstellen.

Motivation

Das Motivationsschreiben bietet Ihnen die Gelegenheit, die Beweggründe Ihrer Bewerbung genauer darzulegen. Hier geht es vor allem darum, Argumente zu nennen, die im Anschreiben keinen Platz gefunden haben. Sie können z. B. näher auf Ihre zugrunde liegenden Interessen eingehen und bestimmte Passagen in Ihrem Lebenslauf besonders hervorheben.

3.2 Format und Umfang

Hinsichtlich des Aufbaus und Layouts sind Ihnen in einem Motivationsschreiben größere Freiheiten gelassen als beim restlichen Teil der Bewerbung. Hier haben Sie die Gelegenheit dazu, mehr von sich selbst und Ihrer Persönlichkeit einzubringen. Gleichfalls sollten Sie damit nicht übertreiben. Für eine stimmige Bewerbung ist es erforderlich, dass alle Einzelteile zusammenpassen.

Vom Umfang her, sollte das Schreiben eine maximale Länge von zwei DIN A4-Seiten aufweisen. Beim Aufbau haben sich drei unterschiedliche Formate bewährt.

Zum einen können Sie Ihr Motivationsschreiben in Form eines klassischen Fließtextes formulieren. Achten Sie darauf, die einzelnen Inhaltspunkte mit passenden Absätzen voneinander abzugrenzen. Durch einen Fließtext erhält Ihr Schreiben einen Briefcharakter und kommt insgesamt persönlicher rüber. Hierfür geht jedoch die Übersichtlichkeit etwas verloren.

Die Alternative hierzu ist eine Aufzählung. Statt langen Textpassagen setzen Sie hierbei auf Stichpunkte. Dies bietet den Vorteil, dass sich der Empfänger schneller einen Überblick verschaffen kann. Jedoch ist diese Form des Motivationsschreibens deutlich unpersönlicher.

Als dritte Variante bietet sich ein Schreiben mit klar gegliederten Sinnabschnitten und mehreren Zwischenüberschriften an. Sie können dabei auch Textpassagen mit Aufzählungen kombinieren. Achten Sie jedoch darauf, dass die einzelnen Elemente stilistisch zueinander passen.

3.3 Briefkopf

Das Motivationsschreiben sollte einen Briefkopf beinhalten. Dort können Sie Ihre Kontaktinformationen wie Name, Adresse und E-Mail angeben. Falls ein Anschreiben vorangegangen ist, kann auf weitere Formalitäten wie ein rechtsbündiges Datum, eine Empfängeradresse und eine Grußformel verzichtet werden.

3.4 Einleitung und Überschrift

An den Beginn des Motivationsschreibens sollte eine aussagekräftige Überschrift gesetzt werden. Es ist durchaus möglich, hier schlicht „Motivationsschreiben“ zu verwenden. Weil Sie mit diesem Teil der Bewerbung jedoch tiefer auf sich selbst eingehen wollen, sollten Sie evtl. eine persönlichere und originellere Überschrift wählen.

Bei der Einleitung ist es wichtig, sogleich mit dem ersten Satz das Interesse des Lesers zu wecken. Daher sollten sie Standardfloskeln wenn möglich vermeiden. Es kann hingegen eine gute Idee sein, unmittelbar auf den Punkt zu kommen. Sie können beispielsweise direkt im ersten Satz erwähnen, weshalb Sie sich für einen Studienplatz oder eine bestimmte Stelle interessieren. Alternativ bietet es sich an, sofort auf Ihre Stärken oder besondere Fähigkeiten einzugehen.

3.5 Hauptteil

Bei der Formulierung des Hauptteils haben Sie größtenteils freie Hand. Sie können hier, abhängig davon, ob ein Kurzprofil oder eine eingehendere Einlassung auf Ihre Motivation gewünscht wird, gemäß Ihren eigenen Vorstellungen Schwerpunkte setzen.

Wichtig ist jedoch, dass Sie nicht bloß die Inhalte des Anschreibens wiederholen. Nutzen Sie das Motivationsschreiben stattdessen, um spezifische Aspekte in den Fokus zu rücken und besonders relevante Fähigkeiten und Erfahrungen herauszustellen.

Überlegen Sie sich, welche Fragen der Empfänger an Sie haben könnte. Beantworten Sie diese anschließend vorausschauend in Ihrem Schreiben. Beispiele hierfür sind:

– Warum bewerben Sie sich für die Stelle, den Studienplatz, das Stipendium, usw.?
– Gibt es besondere Gründe, weshalb Sie sich hierfür interessieren?
– Hat sich Ihre Motivation im Laufe Ihrer bisherigen Karriere geändert?
– Weshalb sind Sie der am besten geeignete Kandidat?
– Haben Sie bereits relevante Erfahrung gesammelt? (Aspekte des Lebenslaufes herausstellen oder neue Aspekte einbringen)
– Verfügen Sie über zusätzliche Kompetenzen und Fähigkeiten?
– Was sind Ihre Stärken?
– Welche persönlichen Schwerpunkte/Aspekte sind Ihnen besonders wichtig?
– Haben Sie sich in der Vergangenheit durch ein besonderes Engagement in relevanten Bereichen hervorgetan?
– Welche Interessen verbinden Sie mit dem Studienplatz bzw. der Stelle?
– Welche Ziele haben Sie für Ihre weitere berufliche Laufbahn?

Beachten Sie, dass es nicht notwendig ist, bei jeder Bewerbung auf sämtliche Aspekte einzugehen. Dies wird vermutlich allein aus Platzgründen nicht möglich sein. Achten Sie darauf, welche Anforderungen in der Ausschreibung erwähnt werden und legen Sie entsprechende Schwerpunkte in Ihrem Motivationsschreibens. Legen Sie beim Verfassen des Hauptteils grundsätzlich einen Schwerpunkt auf mögliche Alleinstellungsmerkmale und Aspekte, die Sie von anderen Bewerbern abheben.

3.6 Schluss

Ähnlich wie bei der Einleitung sollten Sie beim Schlussteil auf die Verwendung von Standardfloskeln verzichten. Eine weit verbreite Floskel ist hierbei die Verwendung des Konjunktivs. Sätze, die mit „Ich würde mich freuen…“ anfangen, machen auf viele Menschen keinen selbstsicheren Eindruck. Andere sehen in ihnen unoriginelle Floskeln ohne Mehrwert.

Sie können durchaus Ihr Interesse an einem Bewerbungsgespräch äußern. Greifen Sie dabei jedoch besser auf einen bestimmten und optimistischen Ton zurück:

– Habe ich Ihr Interesse geweckt?
– Ich freue mich … auf ein persönliches Gespräch / bald von ihnen zu hören.
– In Zukunft möchte ich…

4. Auf diese Dinge sollten Sie achten

Grundsätzlich muss ein gutes Motivationsschreiben die gleichen formalen Kriterien erfüllen wie das Anschreiben und der Lebenslauf. Das bedeutet vor allem eine fehlerfreie Rechtschreibung und Grammatik. Die Sprache sollte leicht verständlich sein und dem Anlass entsprechen. Daneben gibt es einige weitere Punkte, die Sie beim Verfassen beachten sollten.

4.1 Mehrwert

Ein Motivationsschreiben sollte keine bloße Wiederholung Ihres Anschreibens sein. Auch der Lebenslauf sollte nicht einfach nochmals zusammengefasst werden. Ihr Motivationsschreiben bietet Ihnen die Möglichkeit, bestimmte Aspekte des Anschreibens und des Lebenslaufs aufzugreifen und zu vertiefen. Es ist jedoch nicht notwendig, jeden einzelnen Punkt nochmals zu wiederholen.

Konzentrieren Sie sich stattdessen darauf, dem Leser einen echten Mehrwert zu bieten. Ihr Schreiben sollte Dinge über Sie herausstellen, die durch die Lektüre der anderen Elemente der Bewerbungsmappe nicht in Erfahrung gebracht werden können. Betrachten Sie es als Versuch, den Leser von sich zu überzeugen. Man überzeugt niemanden, indem man wiederholt, was unmittelbar vorher bereits ausführlich erwähnt worden ist.

4.2 Roter Faden

Im Zuge dieser Überzeugungsarbeit sollten Sie ebenfalls darauf achten, dass Ihr Motivationsschreiben einen roten Faden besitzt. Falls Stärken, Erfahrungen oder Interessen erwähnt werden, sollten Sie auch darauf eingehen, wie diese zustande gekommen sind und welcher Mehrwert sich daraus für Ihre zukünftige Tätigkeit ableitet.

Es ist nicht zwangsläufig notwendig, dass Sie beim Verfassen des Textes chronologisch vorgehen oder jede Tangente aufgreifen. Insgesamt betrachtet sollte sich aus dem Schreiben jedoch ein in sich schlüssiges Gesamtbild ableiten lassen.

4.3 Authentisch schreiben

Bewerbungen sind heutzutage in vielerlei Hinsicht eine durchnummerierte Angelegenheit mit zahlreichen formalen Anforderungen und Gepflogenheiten. Betrachten Sie Ihr Motivationsschreiben als Gelegenheit, Ihrer Bewerbung eine persönliche Note zu verleihen. Zwar muss sich auch das kreativste Motivationsschreiben in das Gesamtbild der Bewerbungsmappe einfügen. Jedoch sollten Sie dennoch bemüht sein, einen authentischen Eindruck zu erwecken. Die übermäßige Verwendung von Standardfloskeln ist diesem Bestreben nicht zuträglich und sollte daher, auch abseits von Einleitung und Schluss, möglichst vermieden werden.

4.4 Übermäßige Übertreibung vermeiden

Ein weiterer Fallstrick ist eine ausufernde Selbstbeweihräucherung. Es ist durchaus Sinn und Zweck der Sache, Ihre eigenen Stärken und Fähigkeiten herauszuarbeiten. Jeder ist bestrebt, sich im Rahmen der Bewerbung in einem möglichst günstigen Licht darzustellen. Jedoch sollten Sie auch hier nicht übertreiben. Falls Sie in einem späteren Bewerbungsgespräch auf unrealistische Aussagen angesprochen werden, könnten Sie andernfalls in Erklärungsnot geraten.

4.5 Schlüsselwörter einbauen

Es ist von Vorteil, wenn der Empfänger beim Lesen Ihrer Bewerbung den Eindruck erhält, dass Sie sich eingehend mit dem Unternehmen, dem Studiengang, usw. auseinandergesetzt haben. Zu diesem Zweck ist es sinnvoll, in der Ausschreibung und dem Internetauftritt des Empfängers nach Schlüsselwörtern Ausschau zu halten. Dabei kann es sich um Begriffe oder Werte handeln, mit denen sich das Unternehmen besonders identifiziert. Auch besondere Anforderungen an etwaige Bewerber gehören dazu. Greifen Sie diese Schlüsselbegriffe auf und verwenden Sie einige davon in einem sinnvollen Zusammenhang in Ihrem Schreiben.

4.6 Irrelevantes Vermeiden

Zwar bietet Ihnen das Motivationsschreiben Gelegenheit dazu, Aspekte außerhalb Ihrer unmittelbaren Qualifikation für eine bestimmte Stelle zu erwähnen. Jedoch sollten Sie es hiermit nicht übertreiben. Lesen Sie das Schreiben nach Fertigstellung mit einem kritischen Auge gegen. Halten Sie nach überflüssigen Informationen und ausschweifenden Passagen Ausschau. Qualität ist besser als Quantität.

Michael Weidner hat Germanistik studiert und veröffentlicht auf Formulieren.de nützliche Artikel und Ratgeber rund um das Thema Bildung, Karriere und deutsche Texterstellung. Seine Leidenschaft ist das Schreiben und dieses Wissen gibt er gerne weiter.

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